Ich komme nicht mit: Staunend sitze ich Woche für Woche im Café vor meiner Freundin, im Büro vor dem Kollegen, mit großen Augen vor Instagram.

Die einen essen wie die Steinzeitler, die anderen waschen ihre Haare nicht mehr (mit Shampoo) und die dritten posten ständig neue Wörter, Dinge und Moods, die ich erst mal googlen muss.
Ich finde das super. Jeder nach seiner Facon; genau mein Credo. Allein … ich wühle mich durch eine Fülle an neuen Informationen, die imemr schneller auf mich einzuströmen scheinen und sich dabei stetig durch ihre Nachfolger selbst ad absurdum führen, sobald ich nur endlich versatnden habe, was sie bedeuten / wie sie funktionieren.

Ich klicke mich durch Stories (die in 24 h schon weider verschwunden sind), Podcasts, Videos und Feeds – die ich beim Konsumieren kaum genießen kann, weil das nächste schon hibbelig hinter dem jetzigen steht und permanent „Nun mach schon. Ich bin dran! Das ist doch langweilig.“ zu quengeln scheint. Ich lese nur noch Headlines, weil ich denke, etwas zu verpassen und weiß stets von allem ein wenig bis nichts außer dem gefeaturedem Keyword.

In meiner Kindheit gab es die Tagesschau – diese 15 Minuten galten als gesetzt – einige Tageszeitungen und ein paar Illustrierte, die thematisch in Frage kamen. Nach der Tagesschau wurde ein Krimi (da musste ich leider imemr ins Bett) oder eine Unterhaltunsgsshow (Da durfte mit dem Fernsehballett zusammen im Wohnzimemr herumtanzen) geguckt. Danach wurde die Kiste ausgemacht.
Das ist eine Feststellung, kein „Früher-war-alles-besser“Lamento.

Heute mache ich auch bewusst alles aus, weil ich sonst permanent „on“ wäre, was zunehmend auch Freunde und Kunden zu erwarten scheinen. Oder ist es nur meien Erwartung, dass sie das erwarten?!
Jedenfalls muss ich mich heute bewusster für ein Buch oder einen Spaziergang entscheiden – sicherlich ist das auch der Tatsache geschuldet, dass ich als Autorin, Selbsbständige und Mutter weniger Freizeit als früher habe.

Jedenfalls verstehe ich langsam und allmählich, was meine Oma meinte, als sie vor Jahrzehnten sagte: „Kind, erklär mir das mal in Ruhe!“ – und später einfach: „Das muss ich nicht wissen …“

Auch wenn ich total gern, alles wissen, lesen und verstehen würde, wahrscheinlich habe ich deshalb die Uni so geliebt, muss ich akzeptieren, dass das schlicht unmöglich ist und ich nicht nur aus Kopf bestehe. Sich auf wenige Themen zu beschränken und auf einige und einiges zu konzentrieren ist angesichts der Fülle und Vielzahl an Optionen zwar schwierig aber nötig – und letztendlich auch schön: Nämlich dann, wenn man den Flow spürt, weil man sich grad voll und ganz auf eine Tätigkeit, eine Sache, ein Gespräch oder einen Augenblick einlässt. Hier und jetzt. Inmitten der Milliarden an Wars und Werdens. Das haben uns die Kinder oft voraus und dafür beneide ich sie zeitweise.

In diesem Sinne,

Carpe momentum

deine Barbara