Jetzt geht´s los! Ich werde reich. Nicht wohlhabend. Nicht gut betucht. Ich werde stinkreich. Die Rede ist von Überfluss. Das finde ich gut. Zugegeben: Eigentlich geht es in den folgenden Kapiteln auch um Gesundheit und Erfolg. Aber seien wir mal ehrlich: Der Teil mit dem Goldesel im Keller ist definitiv der Spannendste. Bereits die Überschrift macht Spaß auf mehr: ›Der bequemste und kürzeste Weg zum Reichtum‹. Und tatsächlich ist der beschriebene Pfad verblüffend kurz: Ich muss …mir einfach nur das Wort ›Reichtum‹ vergegenwärtigen. Das war´s.

Das ist beinahe zu schön, um wahr zu sein. Findet auch mein Unterbewusstsein. Denn trotz des Gurus mahnender Worte ›Du sollst nicht zweifeln!‹, komm ich nicht umhin, die Saat der Skepsis in meiner Hand zu spüren. Immerhin stelle ich mir bereits seit Jahren hanebüchenen Reichtum vor. Der Sportwagen vor meinem Strandhaus wird quasi im Dauereinsatz von Bikinischönheiten auf Hochglanzniveau gebracht, von meinem monatlichen Zinseinkommen könnte eine durchschnittliche Hartz IV-Familie ein ganzes Jahr in Saus und Braus leben, und wenn ich nicht so unglaublich stinkereich wäre, wäre ich sicher noch reicher. Kurz: wenn jemanden ein unüberschaubares Vermögen in seinen Gedanken manifestiert hat: dann ich!

Die Realität sieht anders aus. Ich möchte mich ja nicht beklagen. Auch ist das Wort REICH ein ›dehnbarer Begriff‹. Aber bei meinem Einkommen wäre der Bogen doch erheblich ›überspannt‹. Also was mache ich falsch? Warum pupe ich keinen Goldstaub?

Die Antwort kommt auf der nächsten Seite: »Mittellos bleiben diejenigen«, heißt es, »die das Geld insgeheim verdammen.« Macht und Reichtum würden in meinem Unterbewusstsein mit Worten wie schmutzig und untugendhaft verbunden. Hä? Kann nicht sein, meine ich. »Doch!«, beharrt Dr. Nerv. Denn solche Empfindungen werden einem bereits im Zwergenstadium der Entwicklung verbal in die Wiege gelegt.

Mist. Und das mir! Dabei hielt ich mich für einen Vorzeigekapitalisten. Jetzt ist guter Rat teuer – und das notwendige Großgeld fehlt. Welch ein Teufelskreis. Aber Dr. Sepp ist pfiffig: Auch für sozial-christlich verzogene Kinder aus Pädagogenhaushalten gibt es noch Hoffnung. Unser Weg ist allerdings bedeutend steiniger. Der Stolperpfad ist in vier Stufen unterteilt:

Erstens: Ich muss eine Arbeit finden. Okay. Das erklärt, warum nicht alle Mitbürger im Überfluss leben. Bereits hier scheitern die meisten Kapital-Agnostiker.

Zweitens: Habe ich endlich eine Arbeit gefunden, muss mir diese auch noch unglaublich viel Spaß machen. Aha! Ich halte kurz inne und versuche diese These zu verifizieren. Ich bemühe mich, mir eine enthusiastisch schrubbende Putzfrau mit Freudentränen in den Augen vorzustellen. Als mir dies nicht gelingen will, dämmert mir, warum der Beruf ›Putzfrau‹ zu den schlechtbezahltesten in Deutschland zählt: Die Leute lieben ihren Beruf nicht genug. Dr. Mörf weiß halt, wovon er redet!

Drittens: Ich muss mich auf einen Bereich meiner Arbeit spezialisieren. Und ich muss der Beste in meinem Job werden. Mmh. Das Ganze klingt jetzt verdächtig wenig nach Unterbewusstsein, dafür mehr nach Arbeit, Arbeit, Arbeit?! Was soll’s: Ich bin gut in meinem Job. Finde ich. Also her mit dem letzten Teil der Zauberformel.

Viertens: Meine Arbeit muss dem Allgemeinwohl dienen. ›ZONG‹. Was soll denn das? Ich blättere eine Seite zurück und prüfe, ob mir der Zusammenhang verlustig gegangen ist. Nee. Dr. Mörf meint das wirklich ernst! Spontan kommen mir Drogendealer und Zuhälter in den Sinn, die womöglich Spaß an ihrer Arbeit haben, auch ziemlich gut in Menschenausbeuten sind und gutes Geld verdienen – aber wie zum Henker helfen sie mit ihrem Job dem Allgemeinwohl?

Gehupft wie gesprungen: Es nützt nichts, sich über augenscheinliche Ungerechtigkeiten aufzuregen und meinen Geist mit derlei düsteren Nebensächlichkeiten zu belasten. Lieber schaffe ich Platz für meine erste Million. Doch dafür brauche ich zunächst einen erhellenden Geistesblitz, wie ich meinem Unterbewusstsein meine Arbeit als ›allgemein dienlich‹ verkaufen kann. Vielleicht hilft mir ja das nächste Kapitel weiter: ‚Das Geheimnis innerer Erleuchtung’.