Selten ist ein Umstand so dermaßen und intensiv mit dem Einmischen und ungebetenen Kundtun diverser Meinungen verbunden wie die Schwangerschaft. Zu viel, zu wenig, zu dick, zu dünn, zu früh zu spät. Egal, welches Thema diesbezüglich – scheinbar jeder hat eine (andere) Meinung dazu und scheut sich nicht, diese laut, ungefragt und vehement kund zu tun. Außerdem weiß ein jeder es besser als die anderen, vor allem als die Mutter in spe. Dabei wird das Aussehen, Verhalten und Handeln der werdenden Mutter oft rücksichtslos und nicht selten übergriffig kommentiert und bewertet. Für viele Frauen ist die gleichermaßen neue wie persönliche Erfahrung dieser 40 Wochen etwas ganz Besonders, das man ungern mit Fremden, Besserwissern und nervigen Fragern teilen möchte. Mitunter aber hat man gar keine andere Wahl. Das muss aufhören.

Die nie um eine Antwort, einen guten Spruch oder einen Scherz verlegene wundervoll wortgewandte Autorin Marlene Hellene beschreibt diese 40 Wochen, in denen gesellschaftliche Zuschreibungen und Erwartungen unvermeidbar scheinen auf eine ganz besonders eindringliche Art. Obgleich nur wenige darüber reden, ist Fakt: die Unsicherheiten, die körperlichen Herausforderungen, der Zorn, ist immens, „wenn der eigene Körper über Nacht zum Allgemeingut erklärt wird“.

Was Schwangere benötigen, dürfen, sollen und können sie selbst frei entscheiden zu. Ihre Selbstbestimmtheit muss oft erkämpft werden, – ein Armutszeugnis für eine moderne Gesellschaft.

Dieses „Plädoyer für ein neues Bauchgefühl“ war mehr als überfällig. Klare Leseempfehlung!